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Jack in the Box - "Do You Believe in Beetles?"

Jawohl, Beetles, nicht Beatles. Aber letztgenannte kommen auch recht schnell zum Vorschein, denn schon an zweiter Stelle lauert ein Cover von "Hide Your Love Away", das original aus der Lennon/McCartney-Schmiede stammte. Aber das hilft beim Kategorisieren der Musik von Jack In The Box auch nicht weiter - schon eher der Hinweis, daß es sich um ein neues Gewächs aus der Stone Premonitions-Familie mit ihren engen personellen Verflechtungen handelt. Bandkopf ist Jim Tones, den man sonst als Tim Jones von Bands wie Census Of Hallucinations kennt und der natürlich auch hier in den zehn Eigenkompositionen dem Affen wieder reichlich Zucker gibt. Schon der sechsminütige Opener "That Sound" setzt sich hälftig aus diversen Soundcollagen zusammen, die allerdings durch sehr altertümlich klingende Themen zusammengehalten werden, so daß man trotz des Fehlens von regulären Drums (Sekrit Steve agiert hier nur als Beisteuerer einiger perkussiver Einwürfe) sogar eine Art Grundrhythmus feststellen kann. "Hide Your Love Away" mit dem Original zu vergleichen gelingt dem Rezensenten nicht, da er letzteres nicht in der Sammlung stehen hat, aber im Vergleich mit dem Opener ist hier ein geradezu geradlinig wirkender Track entstanden, der allerdings durch die weiblichen Backings (die an manchen Stellen akustische Erinnerungen an die Mädels des Hubert von Goisern hervorrufen), die psychedelisch wabernden Hintergrundsounds und die eingesampelten Geräuschkulissen (allen voran das Gelächter, welches das Hauptsolo ersetzt) einen ganz eigenen Touch bekommt. Mit diesem Viereinhalbminüter sind zwei der drei längsten Songs bereits verklungen, von den restlichen neun schaffen es fünf nicht über die Dreiminutengrenze, und bei einigen handelt es sich tatsächlich nur um eine Art Klangtapete als Zwischenspiel. Die Marsbewohner haben in "The Martians Are Coming" genau 2:07 Minuten Zeit, um ebenjenes zu tun, und sie kommen mit einer klassischen Space-Geräuschkulisse blubbernd und zischend angeflogen. "Giving Up The Ghost" dagegen ist trotz auch nur zweieinhalb Minuten Länge doch ein richtiger Rocksong mit kurzen, aber zupackenden Gitarrenleads von Groovy Paul geworden, aber auch hier muß man sich an eine gewisse Geräuschkulisse gewöhnen. Und generell liegt der Rockfaktor des Materials durchschnittlich eher niedrig, mit fortwährender Spielzeit allerdings etwas zunehmend. Gibt es sowas wie Psychedelic Pop schon? Wenn ja, sortiere man Jack In The Box dort ein. Einen gewissen Zugänglichkeitsfaktor können manche Themen bzw. Refrains nämlich nicht verhehlen, etwa die "I need your love"-Mantras in "Roundabout", das natürlich ebensowenig ein Yes-Cover darstellt wie "Hold On" eins von Kansas. Massenkompatibel wäre das freilich nur mit einer etwas anderen Produktion - hier gibt es das warme, aber etwas verwaschene Klangbild zu hören, das man auch von vielen anderen Bands der Stone Premonitions-Familie her kennt. Aber selbst das recht flotte "Take Me Flying" (ganz ultrafrühe UFO lassen grüßen, allerdings mit einem Schuß der Sorte von Keyboards, die John Paul Jones in Led Zeppelins "Trampled Under Foot" eingebracht hatte) könnte man eigentlich problemlos im Radio spielen, und "Circus Town" hätte mit seiner feierlichen Stimmung und den Glitzerkeyboards gar ins Repertoire des in den USA extrem erfolgreichen Trans-Siberian Orchestra gepaßt, während die gedämpften Klavierläufe auch Anathema übernommen hätten, und zwar in allen ihren Phasen. Bei "Theme From An Imaginary Song" ist's freilich schade, daß Jones und seine Co-Komponisten daraus keinen vollständigen Song gemacht haben - im Gegensatz zum Titel lassen hier nicht Mountain, sondern die Gitarristenriege Vai/Satriani grüßen, wenngleich ohne vordergründig zur Schau gestelltes technisches Können. "This Is Real" wiederum erinnert im Intro ein klein wenig an Aerosmiths "Walk This Way" und behält einen ähnlichen Grundbeat auch über seine gesamten 3:51 Minuten bei, wobei hier neben "Circus In Town" der wohl bedeutendste Auftritt der weiblichen Vocals zu verzeichnen ist, die hier einen hauchend-sehnsuchtsvollen Gegenpol zu den Lead Vocals von Jones bilden, den man auch bei Jack In The Box problemlos wiedererkennt, wenn man einmal mit seiner Stimme vertraut ist. "Hold On" bringt im Gitarrenintro klassischen Altrock unter, welcher der Gitarrenarbeit auch im weiteren Verlaufe innewohnt, während die getupften Keyboards wieder einen ganz anderen Akzent setzen, die Drums, wenn sie dann nach längerer Zeit einsetzen, so viel Tempo machen wie sonst auf der ganzen Platte nicht und unterm Strich ein Song entsteht, der witzigerweise tatsächlich ein wenig an Kansas erinnert (allerdings ist Kansas' "Hold On" eine Halbballade, also ohne irgendwelche konkreten Ähnlichkeiten), auch wenn diese sich wohl nicht getraut hätten, im Mittelteil plötzlich in eine Art Sprechgesang zu verfallen. "Reprise To An Imaginary Song", wo das einleitende Gitarrenlead, das sich auch als tragendes Element der knapp zwei Minuten herausstellt, noch einmal in Richtung Led Zeppelin winkt, diesmal gen "Nobody's Fault But Mine", beschließt die insgesamt 38 Minuten, die nach recht verschrobenem Start nach hinten heraus immer zugänglicher werden, aber trotzdem genügend originelle Elemente beinhalten, jedoch gleichzeitig die Zugehörigkeit zur Stone Premonitions-Bandfamilie weder verleugnen können noch wollen. Wer deren "typischen" Sound noch nie mochte und eher leichtere Kost wünscht, wird auch mit Jack In The Box allenfalls in den hinteren zwei Dritteln des Albums warm, aber Freunde von Census Of Hallucinations & Co. können auch hier bedenkenlos zugreifen. Kontakt: www.aural-innovations.com/stonepremonitions

Tracklist:

That Sound
Hide Your Love Away
The Martians Are Coming
Giving Up The Ghost
Roundabout
Take My Flying
Circus In Town
Theme From An Imaginary Song
This Is Real
Hold On
Reprise To An Imaginary Song

by von rls, from Crossover Magazine