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Stone Premonitions 2010 - "The Clowning Achievement"

Sowas nennt man dann wohl "seine Stärken bündeln": Das Künstlerkollektiv, das in geringfügig wechselnden Besetzungen hinter Census Of Hallucinations und all den anderen Bands, deren Tonträger über das Stone Premonitions-Label in die Welt geschickt werden, hat in einer Art Kernbesetzung noch eine weitere Band gegründet und diese kurzerhand nach dem Eigenlabel benannt. Hinzugefügt wurde allerdings die aktuelle Jahreszahl, so daß man sich für künftige Kollaborationen sämtliche Varianten offenhält. Zum Kerntrio Tim Jones, Terri B und Paddi ist der Keyboarder David Hendry hinzugestoßen - zweifellos ein ideenreicher Mann mit frischen Einfällen, allerdings auch einer, der sich noch ein bißchen ins Kollektiv einzufügen lernen muß. Soll heißen: Viele seiner Beiträge funktionieren exzellent, aber bei einigen stellt sich auch die große Warum-Frage. Generell verleiht er der neuen Band eine etwas spacigere Note und schraubt stellenweise auch den Geräusch- bzw. Effektpegel etwas weiter nach oben als zuvor. Das Problem ist nur, daß auch nach etlichen Durchläufen einige dieser Elemente nicht so richtig zum Rest des Materials passen wollen, was gleich im Opener "Perpetual Motion" deutlich wird. Nach dem Intro entwickelt sich dieser nämlich rasch zu einem für dieses Künstlerkollektiv ungewöhnlich straighten Rocksong (und zwar zu einem richtig guten, der dank eines griffigen Refrains gar einen gewissen Hitcharakter aufweist), den man dann allerdings nach sieben Minuten getrost hätte beenden können - die zwei Minuten Geräusche am Ende erfüllen weder eine strukturelle noch eine atmosphärische Wirkung, sie sind da, aber man braucht sie eigentlich nicht und weiß nicht so richtig was mit ihnen anzufangen. Sie bilden zwar eine gewisse Überleitung zu "Out Of Sight, Out Of Mind", aber hier entwickelt sich nach dem noch leicht geräuschdominierten Intro wiederum ein Rocker mit dominierendem Gitarrenriffing, dessen treibender Charakter nur durch den leicht angeschrägten Drumrhythmus etwas gebremst wird. Hier gibt es wiederum eine Überleitung zu "The Judas Kiss", aber die ist mit einem wehmütigen Gitarrensolo von Tim Jones deutlich besser gelöst. Mit "The Judas Kiss" haben wir einen etwas anders gearteten Song erreicht, der maßgeblich von Bassist Mark Dunn komponiert worden ist - und das hört man ihm anhand seiner strukturprägenden Baßfigur auch an. Hier wären die Achtziger-Genesis in einer angedüsterten und nicht ganz so stark elektronifiziert wirkenden (wenngleich trotzdem percussionsseitig stark elektronisch geprägten) Version die richtige Vergleichsband, zumal Tim Jones, der den Löwenanteil der männlichen Vocals übernimmt (Paddi steuert auch noch ein paar bei, und Terri B sorgt in bewährter Weise für den weiblichen Anteil, der aber diesmal so gut wie nie in den Vordergrund tritt), nach wie vor ein paar stimmliche Parallelen zu Phil Collins mit sich herumträgt. Für zwei der Texte konnte man übrigens noch auf den Fundus von Tony Morland zurückgreifen, weitere fünf steuerte Tim selber bei (in einem Fall mit Terri-Unterstützung), und der längste Song, das über dreizehnminütige "Infinite Potentialites", ist ein Instrumental. Hier zeichnet Dave als alleiniger Songwriter verantwortlich und hat eine interessante, durch Beifügung der Gitarre allerdings nicht komplett elektronische Klangwelt geschaffen, die Freunden klassischer lautmalerischer Bands wie Tangerine Dream oder Pink Floyd sicherlich gefallen dürfte, aber vielleicht auch den einen oder anderen Schiller-Fan begeistern wird (wenn er denn die Gelegenheit bekommt, den Song mal zu hören) und die man sich auch als Nicht-Spezialist für diese Richtung durchaus anhören kann, ohne mit Einschlafattacken kämpfen zu müssen. Da zwitschern Vögel im Intro, bevor sich klassisch-naturmalerische Synthteppiche dazugesellen und den Hörer in eine durchaus romantische Stimmung versetzen, die nicht mal der plötzlich eingestreute schwirrende Exzelsior-Effekt oder die darauf erklingende komische Baßfigur zerstören kann. Und da kommt im Verlaufe des Songs noch mancherlei Element hinzu - die meisten relativ breit ausgewalzt, aber das ist in diesem Subgenre nun mal so, und eine gewisse Grundspannung bleibt über die gesamte Spielzeit erhalten. Letzter noch nicht erwähnter songschreibender Gast ist der Multiinstrumentalist Don Campau, der "Down By The River" geschrieben hat, einen Song, der durchaus auch ins Repertoire einer Band wie Pain Of Salvation gepaßt hätte, auch wenn sein Metalfaktor durchaus nicht höher ausfällt als der überwiegender Teile des Restes der über einstündigen CD. "In The Image" und "Why Are We Here?" (letzteres natürlich keine Stratovarius-Coverversion) beackern dann wieder gewohntes Territorium im rockenden Bereich, und nur auf das siebeneinhalbminütige Experiment "Give Us Back Our Heaven" zum Ausklang des Albums hätte man beim Hören gerne verzichtet - so positiv der genresprengende Ansatz des Künstlerkollektivs und damit auch der neu formierten Band auch ist, Dancefloor will man aus diesen Kreisen nun ganz und gar nicht hören, auch dann nicht, wenn man markante Elemente wie Jones' Stimme und Gitarre darin wiederfindet. Aber man kann ja den CD-Player so programmieren, daß er nach Song 7 stoppt oder wieder mit Song 1 anfängt ... Ansonsten eine interessante Werkschau in anderer Form, die man sich bedenkenlos neben den Rest des Stone Premonition-Labelkataloges stellen kann, wenn man generell etwas mit dieser progrockbasierten und von dieser Ebene aus umliegende erkundenden Klangwelt anfangen kann.

from CrossOver - Network For Youth Culture (www.crossover-agm.de)